15.05.2013
Mailänder Möbelmesse - Handwerk kommt vor Design
Materialmix Riva: Stahl und Eiche – starke Materialwahl
Moooi: Einheit von Scharnier und Tür
Porada Tisch: Holz als Tischträger in neuer Form – das Detail des Holzknotens zeigt die handwerkliche Kunst
Tisch Riva: Keilzapfen als Verbindung von Tischplatte zum Tischbein
Desalto: Schwebende Tische
Licht: Neue Lichttechnik im Innenausbau: OLED
Unter dem Titel „Innovation und Kultur“ belebte die diesjährige Möbelmesse in Mailand vom 9. - 14. April 2013 den internationalen Einrichtungsmarkt mit Innovationen im Möbel- und Lichtbereich.
Mit über 2.500 Ausstellern und 325.000 Besuchern ist der Salone Internazionale del Mobile der Treffpunkt der Möbelwelt schlechthin. Wer Rang und Namen in der Architektur- und Designerwelt hat, ist mit einem Objekt oder Möbel vertreten. Innovationen in Formen, Materialien und Anwendungen sind auf Schritt und Tritt sichtbar. Nach einer längeren Stagnation im internationalen Möbelbereich waren an der diesjährigen Messe seit Langem wieder neue Entwicklungen in Form,Materialwahl, Farben und Konstruktionen zu sehen.
Die HaupttrendsNach wie vor dominieren die dunklen Hölzer, wobei Nussbaum und amerikanischer Nussbaum im Vordergrund stehen. Eiche, dunkel gebeizt, leicht glänzend lackiert, scheint insbesondere die Geschmacksrichtung vieler Südeuropäer zu sein. Zusätzlich setzen sich die Farbtöne der 50er Jahre durch: Hellgrün,Hellblau und Cremeweiß sind die Favoriten der Gestalter und Designer. Grundsätzlich gilt, dass die Farben mit dem Beimischen von Weiß leicht verändert und gebrochen werden. Im Moment entwickelt sich die Formensprache in Richtung Kubismus, mit leichten Tendenzen zu klassischen Ansätzen, wie Oberflächen mit Reliefs oder hervorgehobenen Füllungen. Der seit längerer Zeit anhaltende Trend, Oberflächen von Möbeln mit Leder zu veredeln, wird bei Schubladen und Regalen weitergeführt.
Qualität wird gesteigertDie oft belächelte handwerkliche Qualität süd- und osteuropäischer Möbelhersteller hat sich enorm gesteigert. Italienische, spanische, polnische und türkische Hersteller arbeiten mit den gleichen Maschinen, wie sie in bayerischen Betrieben stehen. Dies gilt für den Standardbereich ebenso, wie für die CNC-Bearbeitungszentren. Damit ist eine mit deutschen Verhältnissen vergleichbare Bearbeitungsqualität gegeben. Der einzige Unterschied ist das Lohngefälle, was dazu führt, dass sich immer mehr Anbieter auch Produktionsstätten in osteuropäischen Ländern oder in der Türkei aufbauen. Gleichzeitig ist das als positives Zeichen zu deuten. Denn es zeigt, dass das Qualitätsbewusstsein spürbar zunimmt. Dies kommt dem Handwerk sicherlich mindestens im gleichen Maß zugute.
Die Innovationen im MöbelbauDie handwerklichen Innovationen sind hauptsächlich im Bereich der Verbindungen, bei neuartigen Scharnieren und bei Oberflächen zu sehen. Der japanische Designer Tokujin Yoshioka (Designer oft the year 2012) verbindet beispielsweise auf innovative Weise Design mit Funktion und präsentiert eine nicht sichtbare, höchst filigrane, statische Verbindung vom Tischfuß zur Bodenplatte. Die Designerfirma Moooi aus Holland bringt eine Schranktür aus einem Element, ohne sichtbares Scharnier. Riva 1920, der traditionelle Verarbeiter von Massivholz, zeigt eine Materialmischung von OSB und Nussbaumkanten unter dem Aspekt „kostengünstig und edel“. Cappellini verwendet schließlich Schrankfronten mit ornamentartigen gepressten Füllungen in Eiche oder Wenge.
Die Zukunft gehört dem OLEDWas bereits bei Bildschirmen Einzug gehalten hat und nun den Lichtmarkt erobert: OLED (organic light emitting diode,
OLED), ein leuchtendes Dünnschichtbauelement aus organischen Halbleitern. Damit wird der Stromverbrauch gegenüber dem LED nochmals verringert und die Herstellungskosten können weiter gesenkt werden. Darüber hinaus wird ein flächiger, extrem dünner Aufbau (1mm – 0,3mm) möglich, mit dem die leuchtende Decke realisiert werden kann, mit Lichtwerten, die annährend dem Tageslicht entsprechen. Noch sieht man die Anwendung von OLED eher selten, doch gehört dieser neuen Leuchtquelle die Zukunft.
Apropos Zukunft: Die gestaltungsorientierten Schreiner sollten sich bereits jetzt den nächsten Termin in den Kalender eintragen: Salone del Mobile Milano vom 8. – 13. April 2014. (wjz)