Bayerische Teilnehmer ganz vorne: Spannend ging es bei der Entscheidung der sechsköpfigen Fachjury des Bundeswettbewerbes Die gute Form auf der Internationalen Handwerksmesse (I.H.M.) in München zu. Insgesamt wollten 23 Gesellinnen und Gesellen ihr Stück gerne auf dem Siegertreppchen sehen. Im Gegensatz zu früheren Wettbewerben war für die Jury in diesem Jahr die Vorgabe, auf eine Platzierung unter den Siegern zu verzichten und unter den Gesellenstücken ein beispielhaftes Spektrum herauszuarbeiten, das heißt eine Sieger- und eine Belobigungsgruppe zu ermitteln. ?Es soll damit erreicht werden, die Bandbreite des gestaltenden Schreinerhandwerks noch besser darzustellen?, erläuterte Wendelin Becherer, Jurymitglied und Vorsitzender des Bundesausschusses Kultur und Gestaltung.
Die sechsköpfige Jury befand, dass Sonja Wittig mit ihrem Schuhboard mit Sitzgelegenheit in Palisander und Ahorn das Thema Aufbewahren von Schuhen mit feiner Handschrift zelebriere. Aus der Kombination Aufbewahren/Sitzmöglichkeit spricht eine frische Funktionalität, in der sich die Analyse eines alltäglichen Arbeitsvorganges spiegelt, so die Jurybegründung.
Die Jury belohnte die eigenständige Idee, die die Gewinnerin Wittig gestalterisch und handwerklich perfekt herausgearbeitet habe, mit einer Auszeichnung. Als ich hier die anderen Gesellenstücke gesehen habe, habe ich nicht mit einem Preis gerechnet, meinte Wittig. Neben einer Siegerurkunde und einem Geldpreis überreichte ihr Michael Bayer, Marketingleiter der Firma Festool, eine Tauchsäge mit Führungsschiene.
Eine Auszeichnung ging an Michael Schipf für seine Hängekonsole. Das Möbel, ein flacher waagrechter Korpus aus Wenge, gehalten von einem senkrechten grünen Korpus, zeichne sich durch feingliedrige Raumeinteilung und genau gearbeitete Details aus und bekomme durch die zielsichere Farbkombination einen frischen, jugendlichen Akzent, so die Jurybegründung. Die Blumenvasen passen in diese Konzeption als Blickfang. Es wird beispielsweise im Flurbereich einladend und zugleich ?dienend? seine Aufgabe erfüllen. Dafür gab es neben Geldpreis und Urkunde ein hochwertiges ProWood Bohrer-Set von Protool.
Stefan Rapp wurde im Betrieb seines Vaters in Baden ausgebildet. Neben Preisgeld und Urkunde konnte er sich über eine Protool Schlagbohrmaschine freuen.
Die Vitrine in Zebrano und weißem Lack von Stefan Rapp sieht die Jury an der Nahtstelle zum Innenausbau. Die geschwungene Rückwand bildet ein Wechselspiel von konvexem und konkavem Hintergrund und schafft den Umraum für den schwebend eingesetzten Vitrinenkorpus, der stringent durchgearbeitet ist: Rahmentüren mit aufgesetzten Glasflächen und die Lichtbänder im Innenraum bilden einen Kontrapunkt zum traditionellen Schubkastenblock, befand die Jury und vergab hier ebenfalls eine Auszeichnung.
Eine Belobigung ging nach Bayern. Daniel Straller überzeugte mit seiner Schubsäule in Birke und Zwetschge ein Stapel von kleinen, zart gearbeiteten Schüben, flankiert von zwei massiven Körpern. Dass die Schubladengriffe durch Pinselköpfe gebildet werden, empfand die Jury als charmantes Detail dieses Stückes.
Eine Belobigung erhielt ebenfalls Tobias Urton aus Nordrhein-Westfalen für einen Schubkastenschrank in Pflaume und Ahorn. Der schlichte, aufrecht stehende Quader zeichne sich durch Sensibilität im Umgang mit den Materialien aus, lobte die Jury. Die flächenbündige Grifflösung mit wippbaren Hebelchen setze handwerkliche Akzente.