Auszeichnungen für hervorragende Gesellenstücke des bayerischen Schreinerhandwerks
48 Gesellinnen und Gesellen stellten sich den kritischen Augen der Jury, die wieder mit hochkarätigen Fachleuten besetzt war. Beurteilt wurden die Originalität, die Gestaltungsqualität, die Modernität, die Funktionalität und die technische Qualität der Werkstücke.
Die Jury hatte es nicht leicht, die Sieger und Belobigten festzulegen. Nach intensiver Diskussion einigte sich die Bewertungskommission schließlich auf zwei gleichrangige Siegerstücke. Sie nehmen nun am Bundeswettbewerb Die Gute Form teil, der vom 22. Mai bis zum 26. Mai 2017 im Rahmen der Messe Ligna in Hannover stattfindet. Zusätzlich wurden in diesem Jahr noch drei Belobigen ausgesprochen. Dies unterstreicht die hohe Leistungsdichte des beruflichen Nachwuchses.
Die Kommode in Esche strahlt große Ruhe und eine handwerkliche Ästhetik aus, die sich gleichermaßen auf die gelungene Proportion, die Güte der Verarbeitung und die klugen Details gründet. Das feine Gestell in Vierkantstahl nimmt die Wangenstärke des diagonal gegenläufig in Esche furnierten Korpus auf. Der Schubkasten in der Mitte hat eine Doppelfunktion: Er rastet durch Druck auf das mit Schichtstoff belegte Vorderstück in der Tiefe ein und gibt so die seitlichen Griffmulden der flankierenden Türen mit ihrer abgewinkelten Kontur frei. Löst ein Magnet am Unterboden eine Wippe aus, öffnet sich der Schub als Geheimfach. Die feine Arbeit zeigt eine hohe gestalterische und handwerkliche Kompetenz.
Ausbildungsbetrieb: design.s Stanzel (SI Freising)
X-förmig gekreuzte Beinpaare aus massiver Esche tragen leicht ausgestellt und konisch zulaufend einen flachen Korpus in Linoleum mit aufliegender Platte.
Die Schmalfläche des Anleimers in Esche nimmt stimmig Bezug auf das Untergestell. Praktiker unter den Ästheten werden dieser Kantenausbildung im Vergleich zu auf Gehrung gefügtem Linoleum den Vorzug geben. Sebastian Zech adaptiert in der Formensprache Vorbilder und findet im Detail zu eigenständigen Lösungen. Die Beschränkung auf einen mittigen Schubkasten wird auch dem zeitlich vorgesehenen Umfang eines Gesellenstücks gerecht.
Ausbildungsbetrieb: Schreinerei Adolphs (SI Oberland)
Die Fernwirkung des wandhängenden Regals zeigt hinterleuchtete Umrisse der Kontinente. Folgerichtig ist die Regalstruktur in Anlehnung an die Erdkugel gestaltet. Die Türen zeigen eine markante Kettensägen-Textur. Mit der inhaltlich weltumspannenden Installation wird ein Thema aufgegriffen, das wie nie zuvor in der Luft liegt und den Zeitgeist trifft. „Die Welt“ in Birnbaum und Räuchereiche ist ein Gesellenstück, das auf neue Weise Vermittler einer Botschaft ist.
Ausbildungsbetrieb: Schreinerei Zebrano GmbH (SI Günzburg-Krumbach)
Der kühn aufragende Schrank präsentiert sich als scharfkantiges Volumen in Tanne mit Koffertür und eingelegter Bergsteigerschnur als Dichtung. Auch der Sockel in Steinfurnier und der Griff sind eine alpine Referenz an die Verwendung des Gesellenstücks als Staumöbel für Utensilien zum Bergsteigen. Die intendierte Stimmung bringt dieses Stück auf den Punkt.
Ausbildungsbetrieb: Schreinerei Hauf (SI Starnberg)
Das kleine, liebevoll durchgearbeitete Sideboard wirkt etwas aus der Zeit gefallen aber nicht altbacken. Grüner Schichtstoff, braungolden schillerndes Whitewood in Gestalt filigraner, wie an der Gehrungsstanze gefügter Rähmchen, ein brauner Akustikstoff und Ahorn klingen zusammen, als sei eine Modistin alter Schule am Werk gewesen. In Zapfenbändern gelagert, bewegen sich die drei Türchen mit der Leichtigkeit eines Windrads. Durch die identisch ausgeführte Rückseite kann das feine Möbelstück frei im Raum stehen.
Ausbildungsbetrieb: Arnold Möbelmanufaktur GmbH & Co. KG (SI Nordoberpfalz)