Fotos: Marcel Pfost, Festool / Manuel Chmiel, privat
Herzlichen Glückwunsch! Mit über 500 Punkten erringen Johann Georg Bernwieser (Kategorie Bauschreiner) und Manuel Chmiel (Kategorie Möbelschreiner) jeweils eine „Medallion for Excellence“ bei den WorldSkills 2015 in São Paulo.
Bei der 43. Berufsweltmeisterschaft, die vom 11. bis 16. August in der brasilianischen Metropole stattfand, kämpften die beiden bayerischen Nachwuchsschreiner um die Medaillen. Dabei galt es, an vier Wettkampftagen unter großem Zeitdruck Werkstücke zu fertigen und trotz des engen Zeitrahmens so präzise wie möglich zu arbeiten.
Der Blick auf die Ergebnislisten der Meisterschaft zeigt, dass sowohl Johann Georg Bernwieser als auch Manuel Chmiel an der absoluten Weltspitze mitkämpften. Beide Schreinertalente waren nur etwa 20 Punkte von den Goldmedaillen-Gewinnern entfernt. „Man kann den Jungs nur gratulieren. Selbst wenn es für das Treppchen
in diesem Jahr knapp nicht gereicht hat, unterstreichen die beiden mit ihrer Top-Leistung, dass das deutsche und letztlich das bayerische Schreinerhandwerk völlig zu Recht zur internationalen Weltspitze der Branche gehört“, freut sich Präsident des FSH Bayern und des Bundesverbands, Konrad Steininger, über das gute Abschneiden des Tischler-Schreiner-Nationalteams.
Die beiden Schreinergesellen wurden im Vorfeld von ihren bayerischen Trainern, die beide Innungsbetriebe leiten, optimal vorbereitet. Für dieses großartige ehrenamtliche Engagement dankt ihnen der FSH Bayern sehr. Schreinermeister Michael Martin aus Burgberg, der 2005 selbst den Weltmeistertitel holte und Schreinermeister
Florian Langenmair aus Dinkelscherben haben die jungen Gesellen mit großem Einsatz in vier einwöchigen Trainingseinheiten in den Disziplinen angeleitet. Dabei ging es insbesondere um die extrem genaue Ausführung der Arbeitsproben unter sehr strengen Zeitvorgaben. Die Anforderung auf Weltklasseniveau erfordert auch eine große mentale Stärke, da der Druck während der 24-stündigen Arbeitsprobe enorm ist. Nach Abschluss der Wettkämpfe ging es für die beiden „Bundestrainer“ gleich weiter: Bis in die Nacht hinein bewerteten sie gemeinsam mit den Trainern der anderen Nationen, den so genannten Expertes, die einzelnen Arbeiten.
In der Kategorie Möbelschreiner musste Chmiel eine Kommode herstellen. Die Schubkästen waren vorn mit halbverdeckten Schwalbenschwanzzinken und hinten mit normalen Zinken auszuführen. Die beiden Türen erhielten an den Ecken eine Stemmzapfenverbindung. Auf der Platte wurde eine Furnierarbeit gefordert, die aus einer Kreuzfuge mit einer Furnierader bestand. Schließlich mussten die vier Füße an den Außenseiten des Korpus durch die Platte gezapft werden.
Bei den Bauschreinern waren zwei Abgabetermine einzuhalten. Zunächst musste ein Rahmenelement als zweidimensionale Wettkampfaufgabe aus Jequitiba (eine brasilianische Holzart) hergestellt werden. Mittig verläuft ein geschwungenes Fries, das von zwei eingestemmten Sprossen gestützt wird und die Unterkante der Holzfüllung bildet. Die Eckverbindungen sind gezapft, wobei verschiedene Techniken zum Einsatz gekommen sind. Als zweite Arbeit musste ein Antritt gebaut werden, der als dreidimensionale Aufgabe angelegt war und viele verschiedene Winkel beinhaltet.
Die erfolgreiche Teilnahme an den Berufsweltmeisterschaften ist die Krönung der nationalen Berufswettbewerbe, die Bernwieser und Chmiel in den letzten beiden Jahren mit großen Erfolgen abschließen konnten. Die Ausscheidung für die Weltmeisterschaft der Berufe gelang über die Siege bei dem Leistungswettbewerb. Beide Schreinertalente haben die Wettbewerbe auf Innungs-, Kammer und Landesebene gewonnen und sich im Anschluss auch auf Bundesebene durchgesetzt.
Für die beiden jungen Schreiner war die Berufsweltmeisterschaft ein beeindruckendes Erlebnis mit vielen prägenden Erfahrungen. Bereits der Flug mit dem Siegerflieger der Deutschen Fußballnationalmannschaft nach Brasilien war ein
unvergesslicher Moment. Dazu die positive Stimmung in einem motivierten deutschen Nationalteam. Aber auch die imposante und farbenfrohe Eröffnungszeremonie mit der Parade, an der stolze 1152 Teilnehmer 59 Länder repräsentierten und die Wettkampfbedingungen, die die Jungschreiner faszinierte: „Die Hallen sind schier endlos und die Teilnehmerzahl ist absolut eindrucksvoll“, zeigte sich Manuel begeistert.
Nach diesem beruflichen Höhenpunkt starten Manuel Chmiel und Johann Georg Bernwieser in einen neuen Lebensabschnitt. Der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern wünscht ihnen dafür alles Gute.