15.01.2015

Bundestag stärkt Meisterbrief und duale Ausbildung

Endlich eine klare Position
Nach Bundesregierung und Bundesrat hat sich auch der Deutsche Bundestag in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten klar zum Meisterbrief und zum qualifikationsgebundenen Berufszugang im Handwerk bekannt. "Das Handwerk wird so gestärkt an seinem Ziel festhalten, durch hohe Qualifikationsstandards für Ausbildung, Qualität und Verbraucherschutz bei handwerklichen Leistungen in Deutschland zu sorgen", bekräftigt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass sich die Abgeordneten fraktionsübergreifend mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Grünen für den Antrag der Regierungsfraktionen "Der deutsche Meisterbrief - Erfolgreiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die Ausbildung" ausgesprochen haben.

Änderung der Handwerksordnung ein Fehler

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass auch diejenigen politischen Kräfte für diesen Antrag gestimmt haben, die die Aufweichung des Meisterbriefs durch die Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004 zu verantworten haben, nämlich die Fraktionen der SPD und der Grünen. In der vorangegangenen Aussprache im Bundestag war dabei auch ausdrücklich von den Vertretern beider Parteien eingeräumt worden, dass die damalige Entscheidung sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hat. Die neue Beschlussfassung ist dagegen endlich eineindeutiges, unumkehrbares Signal an die EU, die den Meisterbrief in seiner Funktion als Zugangsvoraussetzung zu den Vollhandwerken der Rolle A erneut in Frage stellt. Zudem enthält der Antrag viele weitere Punkte, in denen die Bundesregierung aufgefordert wird, das Handwerk und seine Selbstverwaltung zu stärken.

Ausbildungsleistung der meisterpflichtigen Gewerke

Mit einer Ausbildungsquote von acht Prozent bilden Handwerksbetriebe doppelt so viel aus wie andere Wirtschaftsbereiche. 95 Prozent der Jugendlichen werden dabei in meisterpflichtigen Gewerken ausgebildet. Viele von ihnen wechseln als hochqualifizierte Fachkräfte in andere Wirtschaftsbereiche. Somit leistet das Handwerk einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur europaweit niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit. Von daher beobachtet das Handwerk mit Sorge die kontinuierlichen Angriffe aus Brüssel auf den Meisterbrief, das Duale System und auf seine institutionellen Voraussetzungen. Das deutsche Ausbildungsmodell ist "best practice" in Europa. Es darf nicht unter dem Deckmantel der Deregulierung ausgehöhlt werden. Daher wird die gesamte Handwerksorganisation alles daran setzen, den Meisterbrief in seiner bisherigen Form zu erhalten. Denn nicht umsonst treten die bayerischen Innungsschreiner mit dem Slogan auf: Wahre Werte. Echte Meister.